Wenn Anja Kreher von den Figuren der Nibelungen erzählt, klingt es, als spräche sie von ihren Kindern. „Wenn ich mir Kostüme für die Charaktere ausdenke, werden sie ein Teil von mir“, erklärt die Kostümbildnerin, während sie auf dem Flur des Theaters Lüneburg „ihrem“ Siegfried mit einem Glitzer-Edding falsche Pailletten auf die Cowboy-Stiefel malt. Ende September bringt Kreher das Trauerspiel von Friedrich Hebbel zusammen mit Regisseur Martin Pfaff unter musikalischer Leitung von Stefan Pinkernell im Großen Haus auf die Bühne.

Im Zentrum der Geschichte stehen zwei starke Frauen: Kriemhild, Schwester des Burgunderkönigs Gunther, und Königin Brunhild aus Island, die für die Männer als unbesiegbar gilt. Gunther ist verrückt nach Brunhild und schließt mit dem Helden Siegfried, der durch ein Bad in Drachenblut unverwundbar geworden ist, einen Pakt: Mit Hilfe seiner Tarnkappe soll er Brunhild für Gunther bezwingen und erhält dafür Kriemhild zur Frau. Als die Frauen den Betrug aufdecken, drohen Rache, Eifersucht und Tod.

Das explosive Schauspiel, das aus dem vermeintlichen Nationalepos der Deutschen eine Parabel über die Hybris des Menschen macht, zeigt sich für Kreher und ihre Arbeit gleichermaßen herausfordernd wie attraktiv. Im Video wirft LZplay mit ihr einen Blick in die Theater-Schneiderei.